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Ein Rückblick auf über 200 vergangene Jahre

Als die Freiwillige Feuerwehr Reiste am 24.08.1912 gegründet wurde, bestand schon lange eine Gemeindliche Brandwehr. Die erste Erwähnung findet sich in der Reister Pfarr-Chronik, als der damalige Pfarrer einen Feuerlöschteich für das Pastorat ausheben lässt. Dies geschah im Jahre 1807. Eine eigene Feuerspritze ist im Jahre 1843 bezeugt. Dass diese schon älter gewesen sein muss, ersieht man in den Reister Gemeinderatsprotokollen von 1845. Denn bei der Ratssitzung am 30.10.1845 wurde die Anschaffung eines Wagens unter die Feuerspritze beschlossen, da bisher nur ein Schlitten für diese vorhanden war. Dieser neue Wagen sollte 4 Räder von 2 1/2 Fuß haben und zwei hölzerne Achsen mit Eisenbeschlägen. Seit 1844 ist für Reiste auch ein Nachtwächter bezeugt, welcher bei Bränden Signale und Alarm geben musste. Auch waren in diesen Jahren bereits mehrere Feuerteiche angelegt worden: Zwei Teiche am Reinspring, einer zwischen Fredebeil und Reinert am Wege nach Büenfeld. Ein Teich war am Wege nach Landenbeck neben Kenter-Schulten. Der Teich des Pfarrers war unterhalb des ehemaligen Schwesternhauses im Wegeknick des alten Friedhofes. Der Gemeindeteich war an der Stelle, wo heute die Kriegergedächtnis-Kapelle vor der Kirche steht.

Am 14.10.1846 beschloss der Rat der Gemeinde Reiste: „Der bisherige Feuerteich auf dem Gemeindegrundstück im Dorfe kann für die Folge entfallen und als Gemeinde-Feuerteich ganz zugeworfen werden, weil der Rat der Ansicht ist, dass jeder Eingesessene einen eigenen Feuerteich anlegen kann. Der Feuerteich zwischen Reinert und Tillmann (Fredebeil) bleibt diesen zum Privateigentum und muss von ihnen unterhalten werden.“

Am 22.10.1846 erklärten sich die Eingesessenen Kenter (Schulte), Honselmann (Kenter-Frisse), Tillmann (Fredebeil) und Reinert bereit, eigene Teiche anzulegen und zu unterhalten. Der Teich an der Notkirche soll zugeworfen werden, da er gefährlich und nicht eingefriedet sei. Honselmann (Kenter-Frisse) hatte seinen Teich am damaligen Stallgebäude zum Büemker Berg hin. Dieser wurde durch einen offenen Wassergraben vom Reinspring mit Wasser versorgt.

Am 23.12.1852 beanspruchte der Schmied Vollmer für das Abschmieren des Spritzenwagens einen Jahresbetrag von 14 Thalern; dieses wurde abgelehnt. Die Feuerspritze muss in dieser Zeit bei dem Schmied Vollmer in einem Schuppen gestanden haben. Die Schmiede stand auf dem Grundstück, über welches heute der Landenbecker Weg führt, genau zwischen Kenter-Schulten Hof und dem Wohnhaus Krause.

Der Schmied Vollmer verkaufte um 1860 seine Schmiede mit Grundstück an den Bauern Kenter-Schulte und verzog nach Amerika. Um diese Zeit siedelte der aus Wiedenbrück stammende Schmied Wilhelm Heising in Reiste an. Er erbaute das heute noch stehende Wohnhaus an der Mescheder Straße. Am 22.01.1870 erhielt der Spritzenmeister Wilhelm Heising eine Entschädigung für die Wartung der Feuerspritze. Am gleichen Tage wurde die Aufbewahrung der Feuerspritze dem Bauern Franz-Josef Kenter-Schulte übertragen. Vom 01. Juli 1870 rückwirkend erhielt er für das Jahr 5 Thaler. Der Vertrag wurde für 30 Jahre abgeschlossen. Es wurde vermerkt, „daß, wenn eine 2. Feuerspritze gekauft wird und man sich mit Kenter nicht über die Unterstellmöglichkeit dieser 2. Spritze einigen kann, der Vertrag endet.“

Am 17.09.1880 stellte der Rat der Gemeinde fest:
„Die Gemeinde Reiste ist zurzeit noch nicht im Besitze eines Lokals, um aufgegriffene Vagabunden vorläufig darin unterzubringen.“ Ein solches Lokal sei auch nicht zu mieten. Ein Neubau komme wegen der nicht unerheblichen Kosten nicht in Frage. Die aufgegriffenen Vagabunden könnten wie bisher in das Amtsgefängnis nach Eslohe verbracht werden. In jener Zeit war es üblich, die vorhandenen Spritzenhäuser als Arrestzellen zu benutzen. Reiste hatte keinen Raum dieser Art zur Verfügung. Erst später wurde bei dem Bau des neuen Spritzenhauses ein Arrestlokal mit eingebaut. Heute noch sind die vergitterten Fenster erhalten. Wie ältere Personen aus der Gemeinde erzählten, wurden noch in den 1920er Jahren aufgegriffene Leute dort verwahrt.

Am 31.10.1882 erließ der Landrat eine Verfügung zur Verbesserung des Feuerlöschwesens. Danach sollte Reiste eine zweite Feuerspritze anschaffen. Der Rat der Gemeinde Reiste beschloss am 11.01.1883: „Die Gemeinde Reiste besitzt zwar eine Spritze alter Konstruktion, die aber noch direkt gut im Stande ist, daß sie im Bedürfnis noch genügt; nun aber auf die Beschaffung einer zweiten Feuerspritze mit Selbstsauger Bedacht zu nehmen, solle von jetzt an befus allmählicher Ansammlung eines Fonds jährlich 100,00 Mark besonders erhoben und zinsbar belegt werden, bis die entsprechende Höhe erreicht ist. Die Anschaffung von Wasserfässern halten wir für durchaus unzweckmäßig, da dieselben in hiesiger Gebirgsgegend kaum zu gebrauchen sind, der Transport des Wassers mittels Eimer ist und bleibt am geeignetsten, da die meisten Orte hinreichend Wasser besitzen. In Bremke ist bereits eine Feuerspritze, welche die Eingesessenen beschafft haben, stationiert.“

Am 08.09.1884 war die zweite Feuerspritze wieder Thema. Die Anschaffung wurde abgelehnt, weil die Finanzlage der Gemeinde nicht gut stand und man bat den Landrat um drei Jahre Aufschub. Dieser wurde gewährt. Bei der Versammlung am 27.04.1887, also drei Jahre später, war diese neue Spritze bereits angeschafft. Es wurde vermerkt, dass bei der neuen Feuerspritze 18 neue Eimer, bei der alten Feuerspritze zwölf alte und drei neue Eimer, also 15 Eimer sind. Diese neue Feuerspritze, die im Jahre 1887 angeschafft wurde steht heute im Maschinen- und Heimatmuseum in Eslohe.

Die Geräte wurden moderner, wie man an der neuen Feuerspritze erkennt. Diese war nun mit Selbstsauger ausgerüstet und bei der Fa. Hoening in Köln gekauft. Nun wurde der Gemeinde der Vorschlag gemacht, einen Telegraphen anzuschaffen. Eine gewaltige zeitsparende Einrichtung für damalige Verhältnisse. Der Rat der Gemeinde muss diese Vorteile wohl noch nicht richtig erkannt haben, wie sonst ist der Beschluss zu werten. Am 10.08.1890 wurde die Beschaffung einer Weckvorrichtung (Telegraph) abgelehnt: „Für die Gemeinde Reiste ist es kein Bedürfnis, die fragliche Weckvorrichtung zu beschaffen. Bei einer ausbrechenden Feuersgefahr besitzt die Gemeinde selbst drei gute Feuerspritzen, und es ist nicht nötig, noch fremde Hülfe kommen zu lassen. Bei allen übrigen Unfällen, welche bei Nacht vorkommen können, wird eine Meldung nach Eslohe ebenso schnell durch einen reitenden Eilboten, als durch „Tellpfone“ befördert.“

Am 03.02.1892 wurde bei der Ratsversammlung der Antrag auf Erbauung eines neuen Spritzenhauses gestellt: „Da es sehr dringend nötig ist, ein neues Spritzenhaus zu bauen, so sind wir bereit, ein neues Spritzenhaus, verbunden mit einem Arrestlokal zu bauen.“ Es wurde eine Kommission aus drei Mann gebildet, welche sich um einen geeigneten Bauplatz und um die Kostenvoranschläge kümmern sollte.

Am 19.06.1892 erklärten die anwesenden Ratsmitglieder einstimmig, den Bau des Spritzenhauses dem Maurermeister Mergheim zu Oberkirchen zu übertragen. Der Bauunternehmer Mergheim hatte in dieser Zeit viele Bauten in Reiste errichtet, z.B. die Kriegergedächtniskapelle und einige Wohnhäuser.
Das neue Spritzenhaus wurde auf dem Grundstück des Bauern Kenter-Schulte errichtet. Da das neue Spritzenhaus und auch der Unterstellraum der Feuerspritze keinen Trockenturm für die Schläuche besaßen, wurde auf Kenter-Schulten Wiese am Landenbecker Berg ein Schuppen mit einem Turm errichtet. An diesem Schuppen wurde in der Folgezeit auf Schützenfesten das Vogelschießen abgehalten.

Bis zum Jahre 1972 wurde dieses Spritzenhaus genutzt. Dann ging es in den Besitz des Landwirts Josef Kenter-Schulte in Reiste über.